Heutzutage ist Multiple Sklerose gut behandelbar. Es stehen viele Therapien und Medikamente zur Verfügung und auch die Forschung schreitet immer weiter voran! Wir müssen aber auch dazu sagen, dass MS nicht heilbar ist.
Neurolog*innen steht für die Behandlung, die immer individuell ist, ein 3-stufiges Therapiemodell zur Verfügung:

Die Behandlung des akuten MS-Schubes erfolgt mit Kortisonpräparaten (Steroiden), üblicherweise als Infusion. Dies ist ambulant möglich.
Die Symptome bilden sich dadurch schneller und vollständiger zurück.
Falls nach Kortisonbehandlung weiter Beschwerden bestehen, kann auch eine Blutwäsche (Plasmapherese) durchgeführt werden. Dazu ist ein stationärer Aufenthalt erforderlich.

Noch in den 1980er Jahren war MS eine weitgehend unbehandelbare Erkrankung. Ende der 90er Jahre wurde Betaferon als erstes verlaufsbeeinflussendes Medikament zur MS-Behandlung zugelassen, was einen Durchbruch darstellte. Seitdem hat sich das Portfolio zugelassener MS-Medikamente stetig erweitert, sodass rund 16 verschiedene Medikamente zur Verfügung stehen.
Es gibt Behandlungen, die selbst injiziert werden (injectables), Medikamente in Tablettenform und Medikamente, die als Infusion gegeben werden.
Grob unterscheidet man zwischen Behandlungen für eher leichte MS-Formen (first line) und Behandlungen für aggressivere Verläufe (second line).
Die Entscheidung, welches Medikament in Frage kommt, ist komplex und hängt von vielen Faktoren, wie Schweregrad der MS, Begleiterkrankungen, Lebensumständen, Familienplanung und Unverträglichkeiten ab. Dein*e Neurolog*in kann eine für Dich passende Therapie empfehlen.

Darunter versteht man die Behandlung von Einschränkungen, die als Folge von MS-Schüben fortbestehen können.
Dies können Gangstörungen, Spastik, Schmerzen, motorische Einschränkungen, psychische Symptome, abnorme Ermüdbarkeit (Fatigue), Blasenstörungen oder sexuelle Funktionsstörungen sein.
Die Behandlung erfolgt individuell, z. B. mit Krankengymnastik, Ergotherapie, Logopädie, Psychotherapie oder Medikamenten.
Dein Ärzt*innen-Team kann mit Dir passende Lösungsansätze finden! Viele MS-Erkrankte erleben eines oder mehrere der oben genannten Einschränkungen, Folgeerscheinungen und Symptome. Lass Dich beraten und finde Wege, mit denen es Dir besser gehen kann.
Du brauchst akut Hilfe bei psychischen Problemen? Wende Dich an unser Beratungs-Team!
Weitere Informationen zu Medikamenten
Hier kannst Du Dich noch ausführlicher über die aktuell zugelassenen Medikamente informieren. Wir möchten hier nur eine Übersicht geben und keine Empfehlungen aussprechen. Eine für Dich passende Therapie kann nur eine Ärztin/ein Arzt Dir empfehlen.
Zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose werden Medikamente eingesetzt, die die Anzahl und Schwere der Schübe reduzieren sollen und das Fortschreiten der Einschränkungen aufhalten sollen. Unterschieden wird zwischen Therapien für einen milden/moderaten und aktiven/hochaktiven Verlauf der schubförmigen Multiplen Sklerose.
Für die milde/moderate Verlaufsform stehen aktuell die folgenden Medikamente zur Verfügung:
- Interferone
- Glatirameracetat
- Dimethylfumarat
- Teriflunomid
- Azathioprin (Anwendung nur in Ausnahmefällen, beziehungsweise wenn unter Azathioprin bisher ein guter Verlauf besteht)
- Immunglobuline (Anwendung nur in der Stillzeit als Einzelfallentscheidung)
Für die aktive/hochaktive Verlaufsform stehen aktuell die folgenden Medikamente zur Verfügung:
- Fingolimod
- Cladribin
- Ocrelizumab
- Natalizumab
- Alemtuzumab (mit Einschränkung)
Im Folgenden werden die unterschiedlichen Wirkprinzipien der Präparate aufgeführt:
Einnahme in Tablettenform:
Interferone
Obwohl der genaue Wirkmechanismus noch nicht vollständig geklärt ist, weisen Studien darauf hin, dass die Wirkung auf zwei Wegen erfolgt: Das Präparat beeinflusst Entzündungszellen, dass sie weniger körpereigenes Gewebe angreifen. Auch werden Entzündungszellen daran gehindert, ins Gehirn einzuwandern.
Glatirameracetat
Das Präparat beeinflusst die Funktion von Entzündungszellen, sodass diese weniger aktiv gegen körpereigenes Gewebe sind. Außerdem gibt es in experimentellen Studien Hinweise, dass Glatirameracetat eine gewebeschützende Wirkung haben könnte, das heißt, dass Zellen des zentralen Nervensystems besser gegen eine schädigende Entzündung aufgestellt sind.
Dimethylfumarat
Verschiedene Wirkungsweisen konnten in Studien gefunden werden. Unter Behandlung kommt es zu einem Anstieg immunmodulierender und regulatorischer Zellen des weißen Blutbildes. Die Anzahl der weißen Blutzellen, die Entzündung unterstützen und Gewebe schädigen, wird vermindert. Im Weiteren wird eine gewisse gewebeschützende Wirkung vermutet.
Teriflunomid
Das Präparat bewirkt, dass sich aktivierte weiße Blutkörperchen – auch diejenigen, die die MS mit verursachen – schlechter teilen und vermehren können, da ein hierfür erforderliches Enzym in den Zellen gehemmt wird.
Azathioprin
Azathioprin wird nach Einnahme im Körper in einen aktiven Wirkstoff umgewandelt und führt dazu, dass sich Lymphozyten (eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen) langsamer vermehren. So kann Azathioprin überschießende und schädliche Entzündungsreaktionen unterdrücken.
Fingolimod
Fingolimod ist eine Substanz, die bewirkt, dass bestimmte weiße Blutkörperchen (aktivierte Lymphozyten) in den lymphatischen Organen, wie den Lymphknoten, zurückgehalten werden und damit nicht in das Gehirn und Rückenmark einwandern können.
Cladribin
Cladribin gehört zur Gruppe der immununterdrückenden Medikamente (selektive Immunsuppressiva). Es greift in den biologischen Stoffwechsel der Immunzellen ein und vermindert so insbesondere eine bestimmte Form der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten. Dadurch kann die Entzündungsreaktionen der MS unterdrückt werden.
Monoklonale Antikörper in der Darreichungsform als Infusion über die Vene:
Natalizumab
Natalizumab, ein sogenannter monoklonaler Antikörper, blockiert ein bestimmtes Molekül auf der Zelloberfläche von weißen Blutkörperchen. Damit hindert es Zellen des Immunsystems daran, ins Gehirn und ins Rückenmark einzudringen und dort Entzündungen zu verursachen.
Ocrelizumab
Ocrelizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der weitgehend aus menschlichen Proteinen besteht. Er bewirkt, dass bestimmte B-Lymphozyten (eine Untergruppe weißer Blutzellen) zerstört werden. Ihnen wird eine wichtige Rolle bei der Entstehung der autoimmunen Entzündungsaktivität zugeschrieben. Wenn diese vermittelnden Zellen nicht mehr vorhanden sind, können Entzündungsreaktionen gegen körpereigenes Gewebe vermindert werden.
Alemtuzumab
Alemtuzumab ist ein monoklonaler Antikörper mit langandauernden immununterdrückenden Eigenschaften. Das Medikament führt dazu, dass Lymphozyten mit einem bestimmten Oberflächenmarker umgehend aus dem Immunsystem entfernt werden, sodass es praktisch zu einem Wiederaufbau des Immunsystems kommt. Ein Teil dieser Zellen (vor allem B-Lymphozyten) erholt sich innerhalb von Monaten, ein anderer Anteil (vor allem T-Lymphozyten) ist über Jahre nicht mehr nachweisbar. Aufgrund schwerwiegender Nebenwirkungen und Todesfälle ist das Medikament in den Hintergrund getreten, die Prüfung über die Europäische Arzneimittelkommission (EMA) erfolgt zurzeit.
Immunsuppressiva:
In Ausnahmefällen können weiterhin folgende immunsuppressive Therapien zur Anwendung kommen:
- Mitoxantron
- Cyclophosphamid
- Methotrexat
Dies sind Medikamente, die ursprünglich für die Krebstherapie und Transplantationsmedizin entwickelt wurden. Sie unterdrücken das Immunsystem und werden nur noch selten bei hochaktiver MS-Erkrankung eingesetzt, wenn andere Präparate nicht (mehr) in Frage kommen, zum Teil auch bei einem sekundär chronisch-progredienten Verlauf. Durch eine relativ breite, unspezifische Unterdrückung des Immunsystems wird auch die autoimmune Krankheitsaktivität im Rahmen der MS vermindert.
Bei der progredienten Verlaufsform der MS spielen hauptsächlich neurodegenerative Prozesse eine Rolle. Dabei kommt es zu einem Untergang von Nervenzellen und in der Folge zu einer Verringerung des Hirnvolumens.
Medikamente, die für die schubförmige MS angewendet werden und hauptsächlich die Entzündungsprozesse der Erkrankung eindämmen, sind bei der progredienten MS häufig nicht wirksam und können als Leistung der Krankenkassen nicht verordnet werden.
Bei einer progredienten Verlaufsform wird unterschieden zwischen der primär chronisch-progredienten MS und der sekundär chronisch-progredienten MS, die sich aus der schubförmigen MS entwickelt.
Zur Behandlung der primär chronisch-progredienten Verlaufsform in der frühen Phase steht mit Ocrelizumab erstmalig ein Medikament zur Verfügung. Diese Antikörper-Therapie führt dazu, dass bestimmte weiße Blutzellen (B-Lymphozyten) aus dem Immunsystem entfernt werden. Ihnen wird eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung der autoimmun bedingten Entzündung zugeschrieben. In klinischen Studien konnte belegt werden, dass das Fortschreiten der chronisch progredienten Multiplen Sklerose durch die Behandlung verzögert wird. Ocrelizumab wirkt wahrscheinlich aber nur bei einem Teil der Betroffenen mit primär chronisch-progredienter Multipler Sklerose (Alter unter 45, entzündliche Aktivität im MRT).
Bei sekundär chronisch-progredienter Multipler Sklerose können auch Interferone (Interferon-beta 1a und 1b subkutan) eingesetzt werden, wenn weiterhin Schübe auftreten.
Beim sekundär chronisch-progredienten Verlauf ohne Schübe gibt es als Therapieoption eine Infusionsbehandlung mit Mitoxantron. Es kann nur unter speziellen Überwachungsmaßnahmen (Blutuntersuchungen, Herzultraschall etc.) eingesetzt werden. Auch ist die Dosis, die verabreicht werden kann, und somit die Behandlungsdauer, begrenzt.
Was ist darüber hinaus möglich?
Hier findest Du weitere Informationen darüber, was neben der “Schulmedizin” bei MS möglich ist.

Für eine große Anzahl MS-Erkrankter sind die Therapieformen der Schulmedizin alleine nicht ausreichend und das Interesse an alternativen Therapiemöglichkeiten ist groß.
Viele wenden Therapien aus dem Bereich der Komplementärmedizin an. Diese versteht sich als Ergänzung zur Schulmedizin, nicht als Alternative dazu. Leider gibt es nur für sehr wenige komplementärmedizinische Methoden den wissenschaftlichen Nachweis, dass sie auf den Verlauf der MS Einfluss nehmen können.
Zur Behandlung von einzelnen Symptomen bei Multipler Sklerose, wie zum Beispiel Bewegungs- und Gleichgewichtseinschränkungen, Schmerzen oder das chronische Erschöpfungs-Syndrom, gibt es zunehmend wissenschaftliche Belege für eine positive Auswirkung komplementärmedizinischer Maßnahmen, insbesondere auf die Lebensqualität.
Es besteht weiterer Bedarf an detaillierten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Wirksamkeit komplementärmedizinischer Methoden.
Über den DMSG Bundesverband kannst Du die Broschüre “Alternative und komplementäre Therapien der Multiplen Sklerose” bestellen: Hier geht es zum Shop

Der Einfluss der Ernährung, besonders bei MS, ist mittlerweile in verschiedenen Studien untersucht worden. Daraus lassen sich konkrete Empfehlungen ableiten. Wir haben hier auf unserer Webseite einen eigenen Bereich erstellt, der Dir helfen kann, Deinen Weg zu einer gesunden Ernährung bei MS zu finden!
Darüber hinaus haben wir zusammen mit Ernährungsberaterin Marina Wendt ein Workbook entwickelt, dass Dich Schritt für Schritt zu einer, für Dich passenden, gesunden Ernährung führt.
Hier findest Du weitere Informationen zum Workbook und zu gesunder Ernährung bei MS!

Bewegung und Sport werden für Patient*innen mit Multipler Sklerose sehr empfohlen.
Neben Ausdauersportarten, die nach aktuellen Studien den Verlauf der MS günstig beeinflussen können, wirkt sich sportliche Aktivität positiv aus auf viele Symptome der MS wie Fatigue, Spastik, Koordinationsstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen aus.
Neben einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes und der körperlichen Fitness trägt Sport aber auch zum Aufbau sozialer Kontakte sowie zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und der Lebensqualität bei. Einem möglichen, durch die MS bedingten, Abbau der Muskelmasse und Muskelkraft wird entgegengewirkt.
Welche Sportart oder Bewegungsform für Dich passend ist und wie viel Sport Deinem Körper gut tut, findest Du am besten durch simples Ausprobieren heraus. Auch für Menschen mit Einschränkungen gibt es mittlerweile viele Sportarten und-vereine.
Weitere Informationen haben wir für Dich hier auf unserer Webseite zusammengefasst.
Zudem findest Du hier Informationen zum Funktionstraining bei MS!