Richtig REHAgieren bei MS

Auf dieser Seite erfährst Du mehr zum Thema Reha-Maßnahmen bei MS. Wenn Du eine Reha beantragen möchtest, sprich gerne vorab dazu mit unserem Beratungs-Team – Wir unterstützen Dich gerne.

Ambulant oder stationär?

Bei leichteren Störungen ist oft eine ambulante Rehabilitation ausreichend. Eine ambulante Reha ist generell zu empfehlen, wenn keine ärztliche oder pflegerische Betreuung notwendig ist und zum anderen der Weg zwischen Deinem Zuhause und der ambulanten Reha-Einrichtung gut zu bewältigen ist. Der Vorteil einer ambulanten Reha ist, dass die Abende und Wochenenden Zuhause stattfinden und Du so näher an Deinem Alltag bist.

Bei mittleren bis schweren Krankheitssymptomen der MS sowie Beeinträchtigungen und Einschränkungen in verschiedenen funktionellen Systemen kann ein Klinikaufenthalt zur Rehabilitation sinnvoll sein. Intensive Therapiephasen lassen sich dort bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 3-4 Wochen durchführen. Der Abstand zum Alltag kann hier auch als Vorteil gesehen werden.

Egal ob ambulant oder stationär, das in der Reha erlernte (Übungen usw.) muss in Deinen Alltag übergehen, um langfristig Erfolg zu haben.

Woraus kann eine Reha bestehen?

Der Therapieplan mit den angestrebten Trainingszielen wird für die Patient*innen individuell zusammengestellt und enthält Angebote der folgenden Fachbereiche:

  • Physiotherapie/Krankengymnastik
  • Ergotherapie
  • Logopädie
  • Hippotherapie
  • Neuropsychologie
  • Blasen-und Darmtraining
  • Rollstuhltraining
  • Gebrauch und Anpassung von Hilfsmitteln

Details weiter unten auf dieser Seite.

Die angestrebten Ziele der Reha-Maßnahmen können z.B. sein:

  • Motorischen Funktionen und die gesamte Mobilität verbessern
  • Umgang mit bestehenden Defiziten erlernen
  • Kognitive Funktionen und funktionelle Leistungsfähigkeit positiv beeinflussen
  • Spastik, Schmerzen und Blasen-/Darmsymptome reduzieren
  • Spätkomplikationen wie Muskelverkürzungen, Fehlhaltungen, Druckstellen, Thrombosen und Atemproblemen vorbeugen

Werden die Kosten für eine Reha übernommen?

Ja, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt, die die medizinische Notwendigkeit bestätigt und die Rehabilitationsziele ausweist!

Gibt es spezielle Kliniken für MS?

Der Bundesverband der DMSG verleiht MS-Akutkliniken, MS-Rehabilitationskliniken und MS-Schwerpunktpraxen das Zertifikat „Anerkanntes MS-Zentrum“. Diese Auszeichnung gibt MS-Erkrankten eine unabhängige, verlässliche Orientierung nach strengen Kriterien, die vom Ärztlichen Beirat des DMSG Bundesverbandes erarbeitet wurden. Mehr erfährst Du hier.

Ein paar Details zu einigen Reha-Maßnahmen

Welche Symptome sind therapiebedürftig?

  • Zentrale Lähmungen, die sich als Störungen im Tonus (Muskelspannung) und der Motorik äußern, so dass Bewegungen durch zu viel oder zu wenig Muskelspannung erschwert oder unmöglich gemacht werden.
  • Koordinationsstörungen, die das Zusammenspiel der Muskeln stören, so dass Gang, Haltung und Zielbewegungen unsicher werden (Rumpf- , Stand-, Gangataxie oder gliedkinetische Ataxie).
  • Tiefensensibilitätsstörungen, die die richtige Stellung der Gelenke verhindern und dami die Feinmotorik und stören.
  • Gleichgewichtsstörungen, die eine Anpassung des Körpers bei einer Körperschwerpunktveränderung verhindern.
  • Schmerzen, die sich sekundär aus Problemen des Stützapparates auf Grund von Fehlhaltungen und Kompensationsmechanismen entwickeln oder primär durch die Erkrankung hervorgerufen werden.
  • Schwindel, der sich aus einer Störung der Koordination der Signale verschiedener Sinnessysteme ergibt
  • Blasenstörungen, die z.B. durch nervale Störungen der Schließfunktion der Blase ausgelöst werden.

Wegen der meist vielfältigen Symptomatik sind oft längere Behandlungszeiten notwendig. Die Therapie sollte immer Deinem Alltag angepasst werden und Deine spezifischen Bedürfnisse beachten. Auch die Tagesschwankungen, die individuell unterschiedlich ausfallen, müssen bei den therapeutischen Maßnahmen berücksichtigt werden. Jede Therapie zur Stabilisierung und zum Wiedererlernen der Bewegungsabläufe, die das tägliche Leben abverlangt, erfordert vor allem Dein Mitwirken! Alle Anpassungsvorgänge der Zentralen Nervensystems kommen nur durch diese Aktivierung zustande. Medikamente können unterstützend zur Reduzierung bestimmter Symptome eingesetzt werden.

Ergotherapie ist eine besondere Form der Aktivierungs- und Beschäftigungstherapie. Es ist eine ganzheitliche Therapiemethode, die psychologische, pädagogische und soziale Aspekte in die Behandlung einbezieht. Oberstes Ziel ist es, die Handlungsfähigkeit des Kranken im persönlichen, beruflichen und sozialen Umfeld zu erhalten oder wieder zu erlangen.

Unter Anleitung der/des Ergotherapeut*in werden Fähigkeiten des täglichen Lebens praktisch geübt, durch wiederholtes Trainieren werden – teilweise unter Einsatz von Hilfsmitteln – krankheitsbedingte Einschränkungen reduziert und verloren gegangene Bewegungsabläufe wieder erworben.  Die Ergotherapie kann sich auch darauf richten das Gedächtnis und die Konzentrationsfähigkeit zu trainieren und zu verbessern. Kreative Tätigkeiten, die ein hohes Motivationspotential haben, ergänzen in der Ergotherapie das rein funktionelle Training.

Die ergotherapeutischen Maßnahmen bei MS müssen individuell nach sorgfältiger Prüfung der Probleme und Bedürfnisse des Patienten festgelegt werden.

Man unterscheidet generell zwischen sensomotorischen und neuropsychologisch/psychischen Symptomen d.h. zwischen den Bereichen der Motorik (Spastizität, Muskelschwäche, Tremor, Koordinationsstörungen), der Sensibilität, der Sehstörungen, der Blasen-und Darmfunktionen, und den Bereichen der Psyche (Depressionen etc.) und Kognition (Gedächtnis, Konzentration, Wahrnehmung etc.).

Für die sensomotorischen Probleme stehen folgende Therapiemöglichkeiten zur Verfügung:

  • Spastizitätshemmung
  • Kontrakturbehandlung
  • Sensibilitätstraining
  • Funktionelles Training
  • Selbsthilfetraining

Für die neuropsychologisch/psychischen Probleme werden folgende Behandlungsmittel eingesetzt:

  • Kognitives Training (Gedächtnistraining)
  • Kreatives Training
  • Soziales Training (Kontakte, Hobbies, Freizeit)

Die MS beeinträchtigt in einigen Fällen die Atmung und damit die Fähigkeit korrekter sprachlicher Artikulation. Häufig tritt eine Kombination aus Sprechstörung (Dysarthie, abgehackte oder verwaschene Sprache) und Stimmstörung (Dysphonie) auf. Laute Wörter und Sätze können nicht mehr deutlich und verständlich ausgesprochen werden. Die Stimme kann heiser, schwach und gepresst klingen. Seltener finden sich Sprachstörungen (Apasie): das Sprachzentrum ist betroffen, z.B. sind bekannte Wörter nicht verfügbar.

Hier ist eine logopädische Therapie geeignet. Mit Unterstützung der/des Logopäd*in kannst Du Techniken entwickeln, Töne aus dem Bauch heraus zu erzeugen und dabei den gesamten Brustkorb als Resonanzkörper zu nutzen.

Die Hippotherapie ist für die meisten Patient*innen eine besonders angenehme und wirksame Behandlungsmaßnahme gegen Spastik und Gleichgewichtsstörungen bei MS. Es ist eine Physiotherapie, die mit Hilfe eines Pferdes durchgeführt wird. Die Bewegungen des Pferdes wird auf die/den Patient*in übertragen. 

Das therapeutische Reiten hat positive Auswirkungen auf den Körper und die Psyche. Besonders die Rumpfmuskulatur wird während der Therapie angesprochen, weshalb positive Effekte auf Gangbild und Gehstörungen erkennbar sind.

Die Therapie dauert etwa 20-30 Minuten und erfordert anschließend Ruhe. Keine andere physiotherapeutische Methode kann einem Menschen mit Einschränkungen eine so deutlich spürbare Bewegungserfahrung vermitteln und auf diesem Wege die taktile Wahrnehmung, die Reaktionsfähigkeit und Geschicklichkeit stimulieren und verloren gegangenes Körperbewusstsein reaktivieren.

Körperliche Voraussetzungen für diese Reittherapie sind eine gewisse Stabilität im Rumpf, damit selbstständiges Sitzen möglich ist, und nicht zu stark geschädigte Beine, die das Aufsteigen (mit Unterstützung) zulassen.

Am häufigsten treten bei MS Störungen in folgenden Bereichen auf:

  • Aufmerksamkeit
  • Langzeitgedächtnis
  • Konzeptbildung
  • Abstraktionsvermögen
  • Planen
  • Problemlösung

Sie können erstes Anzeichen der MS sein, müssen jedoch im weiteren Verlauf nicht auftreten. Wenn sie sich im Schub manifestieren, können sie sich auch wieder zurückbilden.

Die individuell so unterschiedliche Symptomatik macht es erforderlich, gründliche neuropsychologische Untersuchungen durchzuführen.

Viele MS-Erkrankte bemerken auch:

  • rasche Ermüdbarkeit
  • gesteigertes Schlafbedürfnis
  • Verlangsamung
  • Ablenkbarkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Reizbarkeit
  • gesteigerte Empfindlichkeit

Die Kernidee bei Neuropsychologischen Therapien ist, auf gesunden d.h. noch funktionsfähigen Hirnleistungen aufzubauen. So können Schädigungen (z.B. des Gedächtnisses) kompensiert d.h. auf Umwegen (über andere Hirnstrukturen) erfasst und teilweise aufgefangen werden.

Darüber hinaus müssen Einstellungs- und Verhaltensänderungen angeregt und unterstützt werden. Leider gibt es bisher nur wenige auf diesen wichtigen Bereich spezialisierte Kliniken. Die unerlässliche Zusammenarbeit mit der Ergotherapie, Psychotherapie und Physiotherapie ist bei einer stationären Rehabilitation besonders gut gewährleistet.

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