"Ich wusste wieder, wie es weitergehen kann."

Ein Interview mit Doris Callsen (Mitglied seit 2013)

 

Safia (DMSG): „Doris, nimm uns an den Anfang mit: Wann kamst du zur DMSG und warum?“

Doris: „Kurz nach meiner Diagnose 2013. In euren Räumen bekam ich eine allgemeine Beratung – es ging unter anderem um den Schwerbehindertenausweis. Ich hatte sogar ein Protokoll in der Hand, das mir half, die nächsten Schritte zu sortieren. Das war total hilfreich, um mich zu strukturieren.“

Safia: „Wie ging es dann weiter?“

Doris: „Ich bekam zunächst einen GdB(1) – ich meine 50. Später habe ich bei Verschlechterungen wiederholt Anträge gestellt, einmal während einer Reha 2022. Das dauerte ewig. Wartezeiten, unklare Bescheide, Einschätzungen, die nicht zu meiner Situation passten.“

Safia: „Wann hast du gesagt: Jetzt brauche ich Unterstützung?“

Doris: „Als meine stärkeren Gehschwierigkeiten nicht berücksichtigt wurden und ich keine Parkerleichterung bekam. Ich habe bei der DMSG angerufen – ich war frustriert und verstand nicht, wie ich weiterkommen sollte. Eine Beraterin hat für mich Akteneinsicht beantragt. Dabei kam heraus: Meine Hausärztin hatte eine veraltete Gehstrecke zitiert – das verzerrte das Bild. Später half mir die DMSG, einen neuen Antrag zu formulieren: Beschwerden einzeln aufgelistet, sauber begründet – auch warum ich aG (2) brauche und Parkerleichterung.“

Safia: „Und als wieder nichts passierte?“ 

Doris: „Dann hat die DMSG eine Frist gesetzt und ein entsprechendes Schreiben formuliert. Erst danach meldete sich das Amt. Es stellte sich heraus, dass angeblich Unterlagen nicht angekommen waren – ohne Frist wäre wohl weiter nichts passiert. Am Ende wurde zügiger bearbeitet. Ich habe jetzt einen GdB von 100 und das Merkzeichen aG; das B (3) hatte ich schon vorher – das war damals überraschend, hat mir aber direkt Erleichterung gebracht. Die Begleitperson-Regel gab mir gerade beim Umstieg in den Rollstuhl Sicherheit und Selbstvertrauen. So konnte ich wieder mobil werden, Bus und Bahn nutzen und an Veranstaltungen teilnehmen. Außerdem habe ich dadurch freies Fahren und muss keine Gebühr mehr zahlen – klein, aber entlastend.“

Safia: „Du hast auch ein Rollstuhl-Training besucht, oder?“

Doris: „Ja. Das hat mir im Alltag sehr geholfen – und ich habe dort eine Freundin gefunden. Wir tauschen uns immer noch aus, z. B. über Ausstattung und Wege.“

Safia: „Was empfiehlst du anderen Menschen mit MS?“

Doris: „Veranstaltungen besuchen! Daraus sind bei mir Freundschaften und viele alltagsnahe Tipps entstanden. Infos laufen oft leichter von Mensch zu Mensch. Und: Die Beratung – am Anfang zur Orientierung,
später für spezielle Themen. Ich wusste immer, wo ich hingehen kann. Ich nutze auch MS-Connect und Broschüren. Mitglied bin ich seit 2013.“

(1) Grad der Behinderung; (2) außergewöhnliche Gehbeeinträchtigung; (3) Begleitperson

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